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Camino überschreitet Grenzen
Am 15. Mai war es wieder soweit. 50 begeisterte Jakobuspilger trafen sich um 9 Uhr in der Pfarrkirche zu Borg, um mit einer Hl. Messe die 3. Etappe der Pilgerfahrt Trier-Santiago zu beginnen. Unser Schutzpatron, der hl. Jakobus hatte wohl bei seinem Kollegen und Chef, dem hl. Petrus ein gutes Wort eingelegt, denn trotz der kalten Sophie lachte, im Unterschied zu den vorherigen Tagen, der Himmel.
Dieser Abschnitt stand ganz im Zeichen von Europa. Dies wurde schon durch die Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 16, 1-10) deutlich, in der Paulus und sein Begleiter nach Mazedonien im heutigen Griechenland aufbrechen und damit erstmals die Grenze nach Europa überschreiten. Unser Sekretär Markus Nicolay wies in seiner Predigt ausdrücklich auf die grenzüberschreitende Bedeutung der christlichen Fundamente Europas hin, das sich gerade in diesem Monat um so viele Staaten des ehemaligen Ostblocks erweitern konnte.
Dass auch der Camino, als die erste europäische Kulturstraße, Grenzen überschreitet, konnten die Pilger wenige Kilometer weiter unter den eigenen Füßen erleben. Auf dem Weg zum Mittagsquartier wandelten wir auf der deutsch-französischen Grenze, mit den Grenzsteinen einmal auf der rechten und einmal auf der linken Seite. Diese Grenze, die im vergangenen Jahrhundert so viel Leid gesehen hatte, wurde den Jakobusfreunden an diesem Tag zu einer Quelle der Freude: Wunderschön boten sich bei bestem Maiwetter die Höhen des Saargaus und das Tal der Obermosel dar.
Da man sich nun einmal im Saarland befand, durfte das "Saarländische Höhenheiligtum", der Schwenker nicht fehlen. Dank der Unterstützung des Ehepaares Jackl aus Perl, denen auch von dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei, konnte jede und jeder sein mitgebrachtes oder bestelltes Grillgut bei herrlicher Aussicht genießen. Fast wäre es zu schön gewesen, um wieder aufzubrechen. Aber der Weg wollte bewältigt werden und so brach man frohen Mutes auf.
Ein kleiner Gebetsimpuls in der Quirinuskapelle in Perl und wenige Minuten später überschritt die Gruppe die geschichtsträchtige Schengener Brücke in Richtung Luxemburg. Nach einer kurzen Besichtigung im dortigen Schlossgarten ging es durch den Wald steil bergan auf den 314 m hohen Stromberg oberhalb von Contz. Dort steht am höchsten Punkt ein Kreuz auf einem Sendemast, das alle Jakobuspilger von weitem sehr stark an das berühmte Cruz de ferro auf dem Rabanall-Pass erinnerte. Oben angekommen wunderte sich der ein oder andere zu hören, dass man inzwischen in Frankreich sei. Wieder hatte man eine Grenze überschritten, ohne es bemerkt zu haben.
Hinunter ging es in steilen Serpentinen über eine Magerwiese mit einer für unsere Breiten ganz seltenen Botanik. Wenn man nicht die malerische Mosel unter sich erblickt hätte, wäre man sich vorgekommen wie in den Alpen. Von der gegenüberliegenden Seite grüßte bereits freundlich mit vielen bunten Fahnen die Festungsruine von Sierck les Bains, dem Etappenziel. Dort angekommen bewährte sich unser Fahrdienst, der aufopferungsvoll in die bereitstehenden Fahrzeuge sprang, um die Fahrer nach Borg zu bringen, wo die übrigen Pkws standen. Der Rest der Gruppe ließ sich gemütlich in der Bar de la Chateau nieder. Auch den Fahrern wurde bei ihrer Rückkehr eine kleine Verschnaufpause gegönnt, bevor man sich herzlich, wie unter alten Freunden verabschiedete: bis zum nächsten Mal. Der Bruderrat wird eilig das Versäumnis nachholen müssen und einen Termin bestimmen, an dem es dann wieder heißt: É Ultreia!
Eine - sicher nicht zufällige - Begegnung sei zum Schluss noch eigens erwähnt. Das Ehepaar Barth aus Forbach, beides Gründungsmitglieder der Amis de St. Jacques Lorrain, begleitete uns. "Zufällig" hatten sie erst am Vortag von unserer Veranstaltung erfahren und sofort alle Termine abgesagt, um mit von der Partie sein zu können. Damit ist unserer Bruderschaft nun endlich - ganz persönlich - auch instituionell der Brückenschlag nach Lothringen gelungen, den uns unsere Satzung (§2 e) eigens aufträgt. Man darf auf zukünftige Kooperationen gespannt sein. |
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