18. September 2004

Durchs schöne Lothringen

Heute war es wieder soweit: Pilger für einen Tag!
Ein Begriff, der bei eingefleischten Jakobusfreunden inzwischen einen guten Klang hat. Heißt es doch, gute Bekannte wiederzutreffen, neue Pilger kennenzulernen, dem großen Ziel Santiago wieder ein Stück näher zu kommen und das praktisch fast (noch) vor der eignenen Haustür.

Diesmal durften wir den lothringischen Teil des sog. Gaus unter unsere Füße nehmen. Eine herrliche Landschaft, urwüchsig, dünn besiedelt und mit wunderschönen Aussichten ins Moseltal und darüber hinaus. Einzig das Kernkraftwerk Cattenom steht - mit seinen 4 Blöcken etwas drohend - wie ein Zeuge aus einer anderen Zeit in dieser Landschaft.

Bereits um 7.30 Uhr treffen sich die Fahrgemeinschaften in Trier vor der Abtei St. Matthias. Und um 9.00 Uhr beginnt in der Kirche der Dominikanerinnen, die uns in schönem Moselfränkisch begrüßen, die Pilgermesse. Etwa 30 Schwestern und Brüder des Hl. Jakobus haben sich zu dieser Stunde bereits eingefunden. In der Predigt geht es am Beispiel des Vaters Abraham um das Phänomen des Aufbrechens und die Frage, was alles mitgenommen werden kann, bzw. was zurückbleiben muss. Eine Erfahrung aller Pilger: man hat immer zuviel dabei. Das Tagesevangelium spricht vom Samen des Gotteswortes, der auf unterschiedlich bereiteten Boden fällt. Auch das ein Umstand, für den der Pilger auf seinen Wegen zunehmend sensibler wird: nicht jeder Tag ist geistlich fruchtbringend, nicht zu jeder Stunde ist der Acker unserer Seele für geistliche Nahrung bereitet. Dies gilt es in einem ersten Schritt einfach einmal wahrzunehmen. Zu diesem Wahrnehmen sind die Pilger heute in besonderer Weise eingeladen.
Da es kein deutsches Messbuch gibt, muss der Zelebrant, unser Sekretär Markus Nicolay seine Französischkenntnisse reaktivieren und das Hochgebet in dieser - normalerweise - so wohlklingenden Sprache beten. Der liebe Gott wird es verstanden haben.



Nach der Messe zögert sich der Aufbruch noch etwas hin. Alle der inzwischen 40 Pilgerinnen und Pilger genießen den wunderschönen Spätsommertag und die Idylle dieses Ortes. Als Neuigkeit wird unser Pilgerstab bewundert, der nun dabei helfen soll, unsere Gruppe auch gegenüber den Menschen am Wegesrand als Pilger auf dem Weg nach Santiago kenntlich zu machen. Die fachlichen Meinungen über die Tauglichkeit des Stabes gehen noch etwas auseinander. Beim nächsten Mal wird es sicher schon eine verbesserte Variante geben.
Als es dann schließlich doch los geht, geschieht dies so forsch, dass wir, ohne es bemerkt zu haben, einen Mitpilger verlieren, der den Abmarsch verpasst und uns anschließend nicht mehr findet. Erst bei der Mittagsrast bemerken wir sein Fehlen sicher und machen uns Sorgen, bis wir per Handy die - zumindest beruhigende - Nachricht erhalten, dass er wieder zu Hause ist.

Da unser Pilgerführer durch Krankheit ausgefallen ist, übernimmt der Vertreter unserer lothringischen Schwestervereinigung die Führung auf nicht ganz so gut markierten und offenbar auch nicht allzu häufig begangenen Wegen. Manchmal geht es unvermittelt vom Hauptweg ab, einmal müssen wir sogar von der Straße in ein scheinbar unwegsames Waldgebiet abbiegen. Erst beim zweiten und dritten Hinsehen entdeckt dann auch der Unkundige die Wegmarkierung. Hier gibt es also für die Freunde des Camino noch einige Arbeit.

Als wir die Höhe erklommen und uns am herrlichen Ausblick satt gesehen haben, beten wir den Rosenkranz. Es ist immer wieder interessant, wie sehr sich dieses uralte Gebet für das Pilgern zu Fuß eignet. Der Schritt gibt den Takt des Betens und umgekehrt.



In Fréching halten wir an der Kapelle an und nach einer kurzen Statio versorgt uns der Senior unserer Bruderschaft, Michael Winter aus Fisch, mit selbstgemachten Obstgetränken in den unterschiedlichsten Zubereitungen. Köstlich! So gestärkt geht es weiter bis zur oben erwähnten Mittagsrast.



In Gespräche vertieft und immer schneller werdend eilt die Gruppe ihrem Tagesziel entgegen. Der Weg ist an manchen Stellen recht ursprünglich und offenbar wenig genutzt. Aber das kann einen echten Jakobuspilger nicht abschrecken. Für die meisten ergeben sich daraus wunderschöne Assoziationen zu schon erlebten Begebenheiten auf den Jakobuswegen in Frankreich und Spanien.



Schließlich erreichen wir die zur Maginot-Linie gehörende Festungsanlage Hackenberg. Auf ihrem Gipfel steht eine Kapelle, an der wir der Opfer der Kriege gedenken und uns ein wenig ausruhen. Zu unseren Füßen liegt bereits das Tagesziel Veckring.

Gegen 16 Uhr erreichen wir den Ort und müssen feststellen, dass es hier keine Gastronomie gibt. So zerteilt sich die Gruppe leider recht schnell. Einige wollen hier auf die Pkws warten, andere gehen und fahren in den Nachbarort zu einem kühlen Bier oder einer Tasse Kaffee. Man verabschiedet sich mit der häufig gestellten Frage: Wann geht es weiter....



 
  Los geht's!  Schnellen Schrittes über die Nationalstraße. 
Auf der Höhe.    Durch eine alte Toreinfahrt. 
Viez in Fréching.     
Durch Wälder!  Mittagsrast  Der Weg wird wilder. 
Hier gedenkt man einer ehemals bedrohlichen Grenze.     



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26. November 2004