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Einen beeindruckenden Abend mit dem Bischof von Trier, Dr. Reinhard Marx durften heute zahlreiche Mitglieder unserer Bruderschaft und interessierte Gäste verbringen. Es begann um 18 Uhr mit der Hl. Messe in St. Gangolph, der der Bischof vorstand. Im Anschluss an den Gottesdienst war er es auch, der den Pilgersegen erteilte. Zunächst etwas schüchter (nicht der Bischof!), dann immer zuversichtlicher kamen die Pilgerinnen und Pilger und solche, die es bald einmal werden wollen nach vorne, um sich den Beistand des Apostels Jakobus und den Segen Gottes auf ihren Wegen aus dem Munde des Bischofs zusagen zu lassen.
Wie es sich für einen Bischof gehört, so stiftete er auch gleich eine neue Tradition: Im Anschluss an den allgemeinen Pilgersegen bat er jeden einzelnen noch zu sich, zeichnete ihm ein Kreuz auf die Stirn und schickte ihn mit einem herzlichen Schulterklopfen auf den Weg. Dieser Einzelsegen, der von den Pilgern sehr bewegt und dankbar aufgenommen wurde, wird in Zukunft zum festen Bestand unserer Gottesdienste gehören.
Bei seinem anschließenden Impulsreferat im Pfarrheim Liebfrauen konnte der Bischof vor rund 70 Pilgerinnen und Pilgern an seine eigenen Erfahrungen auf dem Camino anknüpfen, die er noch als Verantwortlicher eines Bildungshauses in Dortmund mit 50 Studiernden im Jahre 1989 gemacht hatte. Er sei zwar "nur" 120 km zu Fuß unterwegs gewesen, die anschließenden Ausführungen zeigten aber deutlich, dass der Bischof auch auf diesem "kurzen" Stück erfahren, bzw. besser ergangen hatte, was Pilgern bedeutet. So war es nicht erstaunlich, dass er uns u. a. auf eine alte Frömmigkeitsübung, die "Andacht zu den heiligen Füßen (Jesu)" hinwies, die leider in Vergessenheit geraten sei. Gerade den Pilgern auf dem Camino müsste diese Andacht aber in besonderer Weise nahe kommen. Diese Andacht weise auf ein Spezifikum abendländischer Frömmigkeit hin, die ganz geprägt sei von der geheimnisvollen Realität der Menschwerdung Gottes. Deshalb hätten die Christen sich einen nahezu platonischen Sensus dafür bewahrt, dass hinter den sinnenhaft wahrnehmbaren Dingen ein Mehr steht, ja die eigenliche Wirklichkeit warte. Dies könne auch an "heiligen Orten" sichtbar werden, die auf ein Mehr hinwiesen. Dazu bedürfe es allerdings für den aufgeklärten Menschen die Bereitschaft zu einer "zweiten Naivität". Die erste, kindliche Naivität könnten wir uns nicht mehr leisten. Das kritische Fragen und Hinterfragen sei auch für den Christen unaufgebbar. Aber dabei könne man nicht stehen bleiben. Vielmehr müsse man sich für seine Lebensgestaltung zu einer zweiten Naivität durchringen, um das Eigentliche der Wirklichkeit überhaupt erst entdecken zu können. Dazu brachte der Bischof das sprechende Beispiel zweier Liebenden, die ihre Beziehung letztlich auch nicht auf ständigem Abwägen und kritischem Beäugen aufbauen könnten, sondern hinter all dem doch das Vertrauen haben müssten, dass es so etwas wie "Liebe" tatsächlich gäbe. So sei das Pilgern und das Aufsuchen heiliger Orte eine gute Einübung in diese "zweite Naivität". Ebenfalls auf das "Mehr" dränge das "Sich-herausrufen-lassen" aus den alltäglichen Bezügen hin, was ja eine besondere Übung für den Pilger sei. "Plus ultra - wage das Mehr!", so rief der Bischof den begeisterten Zuhörern zu. Die "Spezialitäten" des Camino, gerade für unsere Zeit seien, dass es ein langer Weg bis Santiago sei. Der Weg selbst spielt also eine wichtige Rolle. Wenn irgendwo, so gelte hier das Sprichwort: "Der Weg ist das Ziel.". Gerade so könne er auch zum Abbild des Lebensweges eines jeden werden. Eine weitere Besonderheit sei das seltene Ineinander von Individualität und Gemeinschaft, das man so nur auf dem Camino erfahren könne. Sich als Subjekt zu erfahren sei gut christlich. Gleichzeitig wisse man sich aber eingebunden in eine große Gemeinschaft von Mitpilgern. Dieses Ineinander spreche offenbar breite Schichten der Bevölkerung, quer zu allen Alters- Bildungs- und Konfessionsgrenzen an. Das sei die besondere Chance des Camino und unterscheide ihn auch von "typisch katholischen" Wallfahrtsorten, wie etwa Lourdes.
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